FRANCESCA WOODMAN. Der Körper als Poesie, das Bild als Präsenz
Was bedeutet es, sich mit einer solchen Intensität in den Raum – in die Welt – einzuschreiben, als wüsste man, dass die Zeit begrenzt ist? Dieser filmische Rundgang durch die Ausstellung "Francesca Woodman" lädt dazu ein, in einem tiefgründigen Dialog zwischen Ralph Gleis, Direktor der Albertina, und Gabriele Schor, Gründerin und Kuratorin der Sammlung Verbund, das Werk dieser außergewöhnlichen Künstlerin zu entdecken.
Francesca Woodmans Fotografien sind mehr als Bilder – sie sind poetische Gesten, rätselhafte Inszenierungen von Anwesenheit und Verschwinden. Schon mit dreizehn verstand sie sich als Künstlerin – nicht im romantisierten Sinn des Wunderkindes, sondern durch eine kompromisslose Hingabe an die Sprache der Bilder. Mit dem eigenen Körper als Medium und Motiv erforschte sie den Raum nicht als Geometrie, sondern als emotionales und psychisches Feld. Ihre Kompositionen – oft flüchtig, fragmentarisch und metaphorisch aufgeladen – hinterfragen Konventionen von Selbstbild und Geschlechterrolle.
Durch Schors feinsinnige Kommentare zeigt der Film, wie Woodman mit Langzeitbelichtungen, verlassenen Räumen und Alltagsobjekten – Handschuhen, Spiegeln, Tapeten – eine ganz eigene, haptische Bildsprache entwickelte und wie vielschichtig sie die Gestaltung des Bildes anlegte. Ihr Werk ist zutiefst weiblich geprägt und zugleich literarisch durchdrungen, inspiriert vom Surrealismus und der Ikonographie der Renaissance. Sie fotografierte nicht einfach – sie dachte in Metaphern, in „Sprach-Pirouetten“, wie sie es nannte.
Die Ausstellung verweilt nicht beim tragischen Ende ihres Lebens, sondern – wie Schor es formuliert – betrachtet ihr Werk vom Anfang her in seiner künstlerischen Entwicklung und zeigt ihren Umgang mit Raum, mit Körper, mit surrealistischen und kunstgeschichtlichen Einflüssen und auch jenen aus der modernen Modefotografie.
Für alle, die sich für Fotografie, feministische Perspektiven und die Verbindung von Bild und Identität interessieren, bietet dieser Film mehr als eine Einführung in das Werk Francesca Woodmans – er ist eine Einladung, in Aufnahmen von außergewöhnlicher kompositorischer Schönheit und Feinsinnigkeit zu verweilen, und zu erleben, wie ein sehr junges Werk bleibende Spuren hinterlässt.
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