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FRIDA KAHLO. PAINting

Kategorie: Ausstellung 31. August 0000

Frida Kahlo in Österreich. Eine umfassende Retrospektive der mexikanischen Künstlerin zeigt das Bank Austria Kunstforum vom 9.09.2010 bis 5.12.2010

Frida Kahlos Werk bewegt sich zwischen Selbststilisierung und radikaler Authentizität, bei der sie sich malend, schreibend, verkleidend, schonungslos den Fragen ihrer weiblichen Identität stellt und gleichzeitig die Identitätssuche eines ganzen Volkes berührt.

Als André Breton bei einem Besuch 1938 in Mexiko in Fridas Kahlos Werken das surrealistische Pendant zur damaligen europäischen Avantgarde zu erkennen glaubte, befand sie rasch ihre eigene Malerei alles andere als eine Flucht. „Ich habe niemals Träume gemalt. Was ich gemalt habe, war meine Wirklichkeit.“ Dazu der mexikanische Schriftsteller Carlos Fuentes in einem seiner Essays: „Frida Kahlo erinnert nachhaltig daran, dass das, woraus die französischen Surrealisten ein System machten, in Lateinamerika stets alltägliche Wirklichkeit war, Teil des kulturellen Stroms, eine spontane Verschmelzung von Mythos und Tatsache, von Traum und Wachsein, Vernunft und Phantasie“.

Der Surrealismus war von einer anarchistischen revolutionären Kunstauffassung geprägt und suchte eine neue unbelastete Wirklichkeit im Unbewussten. Um Erneuerung ging es auch im Mexiko der 20er Jahre, nachdem die vorangegangene Langzeit-Diktatur durch die mexikanische Revolution endlich ein Ende gefunden hatte. Doch die Reflexion kunsttheoretischer Konzepte war Frida Kahlos Anliegen nicht. Sie hatte ihre eigene wichtige Welt kreiert, die weder akademisch noch politisch geprägt war. So entdeckte sie nach einem schweren Busunfall die Malerei eher zufällig für sich und nutzte sie zunächst zur Überwindung ihrer Einsamkeit, die sie durch gesundheitliche Folgeschäden immer wieder ereilte. Sie malte zu Beginn hauptsächlich ihre Familie, Freunde und Bekannte und verschenkte diese dann oft, um sich in Erinnerung zu bringen und nicht vergessen zu werden.

Nachdem sie Ende der 30er Jahre sich allmählich als eigene Künstlerin zu behaupten versuchte, schuf sie eine Reihe von Selbstporträts, die heute die Höhepunkte ihrer Malerei darstellen: Wir sehen Frida Kahlo dort als unprätentiöse, wenn auch leicht kokettierende, aber stets stolze, sich mittels altmexikanischen Attributen schützende Persona, deren selbst intimsten Erlebnisse auch vor ihrer Selbstbehauptung nicht halt machten. So malt sie ihre erlittene Fehlgeburt in Form eines Votiv-Bildes ebenso wie eine mit Stichen verletzte Frau aus einer Welt des Machismo und fehlender Frauenrechte. Frida Kahlo ist damit die erste Künstlerin in der Kunstgeschichte, die Themen der Weiblichkeit radikal ins Bild setzte.

Die teilweise beunruhigenden Inhalte ihrer Werke sollten jedoch nicht wirklich schockieren, sondern zeigen, erinnern, würdigen und Themen ins Bild rücken, die bis dato nur der Frau zugetan und damit auch nicht öffentlich waren. Es sind aber auch Themen, die aus einer Welt kommen, die den Tod nicht mit Tabu gleichsetzen, und zu einem selbstbewusstem kurzhaarigen Mädchen „la pelona“, die Kahle, sagen.

Frida hatte eigentlich zwei Unfälle, wie sie selbst einmal in ihr Tagebuch schrieb: „Der eine geschah, als ich von einer Straßenbahn überfahren wurde, der andere ist Diego.“ Mit 19 heiratete sie den damals schon für seine großformatigen Wandmalereien berühmten Diego Rivera, und er sollte schließlich trotz einer kurzzeitigen Trennung aufgrund seiner zahlreichen Affären ihr Lebensmensch werden. Sie schloss sich seiner kommunistischen Gesinnung an und fand durch ihn alsbald Kontakte in die damalige Avantgarde sowie zu Förderern und Freunden, die ihr zeitlebens so wichtig waren. Ihre konsequente (Ver-)Kleidung im Stil der altmexikanischen Trachten, das Verknoten ihrer Haare und das Tragen des üppigen handgefertigten regionalen Schmucks verliehen ihr eine ikonenhafte magische, aber auch sonderbare Ausstrahlung, die für Kinder in den Straßen von New York eher mit einer Zirkustante verglichen wurde.

Insofern war ihre einzige politische Attitüde aus heutiger Sicht ihre private Performance, bei der sie stolz ihre indigenen Wurzeln zu Schau stellte und damit lebendiges Symbol des neu aufkommenden mexikanischen Selbstbewusstseins der 1920er Jahre wurde. Nicht verbissen, immer humorvoll mit einem Schuss Selbstironie hat sie bis ans Ende ihres nur 47jährigen Lebens gemalt, zuletzt halluzinativ und von Alkohol getränkt, wie die letzten vor kurzem erst wiederentdeckten Bilder zeigen. Ihr Todesbewusstsein hat sich in den letzten Schaffensjahren auch in ihrer Stilllebenmalerei niedergeschlagen. Überreife Früchte und angedeutete Zersetzungen von Fruchtfleisch wurden kombiniert mit kleinen versteckten Anekdoten. So sind sogar in zwei Kokosnüssen nachvollziehbar verschlüsselte Selbstporträts zu entdecken: Frida, die Weinende und Diego, der Übermächtige und Verschlossene.

Nach ihrem Tod 1954 wurde es zunächst still um sie. Die erste Wiederentdeckung erfolgte durch die feministische Bewegung, die in ihr eine Projektionsfigur patriarchaler Unterdrückung sahen. Doch ihre heutige Anerkennung braucht nicht mehr den männlichen Counterpart als Impulsgeber und Verursacher ihrer Gefühle und damit ihrer Malkunst. Ihre Malerei ist vielmehr eine selbstgewählte farbenfrohe Sinnlichkeit, die dem Leben und nicht dem Klagen gewidmet war. "Ich hoffe, das Ende ist heiter und ich wünsche, nie zurückzukehren", schrieb sie kurz vor ihrem Tod in ihr Tagebuch.“ (ko)

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