NANA MANDL. Kunst zwischen Stoff und Pixeln
Folgen Sie in unserem Filmbeitrag der Praxis der Künstlerin Nana Mandl, die sich an der Schnittstelle von Digitalem und Materiellem, von Vergangenheit und Gegenwart entfaltet. Ihre Werke entspringen einem vielschichtigen Archiv aus gesammelten Stoffen, Screenshots aus sozialen Medien, Kindheitserinnerungen und flüchtigen Handyfotos. Was auf den ersten Blick als eine zufällige Ansammlung erscheinen mag, verbindet sich durch ein intuitives Gespür für Zusammenhänge, in denen Nostalgie und zeitgenössische Erzählungen aufeinandertreffen.
Ihr Schaffensprozess ist zugleich organisch und präzise durchdacht. Im Zentrum steht die Erforschung visueller Beziehungen: Warum berühren uns bestimmte Bilder? Wie interagieren sie miteinander? Welche unerwarteten Dialoge entstehen? Mandls Kompositionen setzen persönliche Erinnerungen in Beziehung zu größeren kulturellen Themen und lassen so Werke entstehen, die sich zwischen dem Intimen und dem Kollektiven bewegen.
Ein zentrales Element ihrer Kunst ist der Umgang mit Materialität. Textilien spielen dabei eine entscheidende Rolle – sie bringen Geschichten mit sich, tragen Spuren der Vergangenheit und besitzen eine physische Präsenz. Die Stofflichkeit durchbricht die traditionellen Grenzen der Malerei und erweitert ihre Werke über die Wand hinaus in den Raum, auf Alltagsgegenstände, auf Kleidung oder Möbelstücke. Kunst ist in Mandls Welt nicht auf den Rahmen beschränkt, sondern verwandelt den Raum selbst in eine immersive Erfahrung.
Die für den STRABAG Artaward International ausgewählten textilen Arbeiten spiegeln diesen multidimensionalen Ansatz wider. Sie gehen aus digitalen Momentaufnahmen hervor – Selfies oder andere flüchtige Bilder aus dem digitalen Archiv – und verwandeln diese in greifbare, taktile Erlebnisse. Einige Werke sind klassisch gerahmt und erinnern an Gemälde, während andere frei im Raum schweben und den Betrachter einladen, sich um sie herumzubewegen. Diese doppelseitigen Arbeiten – eine Seite figurativ, die andere abstrakt – spielen mit Perspektivwechseln und eröffnen neue Bedeutungsebenen, je nach Blickwinkel des Publikums.
Eine wiederkehrende Spannung in Mandls Werken entsteht durch das Wechselspiel zwischen Oberfläche und Inhalt. Ihre Arbeiten wirken auf den ersten Blick verspielt, farbenfroh, fast fröhlich. Doch hinter dieser lebhaften Ästhetik verbergen sich oft tiefere Schichten – Reflexionen über Selbstdarstellung, digitale Kultur oder Identität. Dieses subtile Spiel zwischen Anziehung und Irritation verleiht ihrer Kunst eine vielschichtige Tiefe.
Mit dem Gewinn des 29. STRABAG Artaward International erreicht Mandls künstlerische Laufbahn einen bedeutenden Meilenstein. Über die Anerkennung hinaus eröffnet der Preis neue Sichtbarkeiten und bringt ihre Arbeiten in Kontexte und zu Publikumskreisen, die über den klassischen Galerieraum hinausgehen. Während sich ihre künstlerische Sprache weiterentwickelt, bleibt ihre Auseinandersetzung mit den wandelnden Grenzen zwischen Persönlichem und Universellem, Digitalem und Physischen, lebendig.
Die Ausstellung "related issues" der Künstlerin ist noch bis zum 24. Februar 2025 in der STRABAG Art Site im Gironcoli-Kristall, Donau-City-Straße 9, 1220 Wien zu sehen.
https://www.strabag-kunstforum.at/Das könnte Sie auch interessieren

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