PROVOKE. Zwischen Protest und Performance
Are, bure, boke – rauh, körnig und unscharf, so sollte die Fotografie des japanischen Künstlerkollektivs Provoke sein, das in den 1960er Jahren eine Zeitschrift unter diesem Namen herausgab.
Aus dem fahrenden Auto, ohne in den Sucher zu sehen, ohne auf Bildausschnitt, Horizont oder Hintergrund zu achten: die radikal subjektive Fotografie, die Authentizität anstrebte, revolutionierte Ende der Sechzigerjahre den Fotografiebegriff in Japan.
Das Museum Albertina widmet ihr nun eine erste große Retrospektive, in Zusammenarbeit mit dem Art Institute of Chicago, dem Fotomuseum Winterthur und dem Le Bal in Paris. Kuratiert von Walter Moser, zeigt die nach dem Magazin Provoke benannte Ausstellung einen repräsentativen Querschnitt durch Japans Fotografie der 1960er- und 1970er-Jahre. Ebenso wie der Katalog ist die Ausstellung in 3 Themenblöcke gegliedert: Protest, Provoke, Performance.
1968 und 1969 erschienen drei Ausgaben von "Provoke", jeweils in einer Auflage von 1000 Stück, die erhaltenen Originale sind mittlerweile begehrte Sammlerstücke. Das gemeinsame Vorwort stammt von den Gründern Yutaka Takanashi, Takahiko Okada, Takuma Nakahira, und Koji Taki. Trotz der geringen Auflage war Provoke langfristig äußerst einflussreich auf die japanische Fotografie, die Nachwirkungen und das Vorfeld von Provoke zwischen 1960 und 1975 sind ebenso Thema der Schau.
Die Infragestellung vorherrschender ästhetischer Normen, Fotografie als politisches Mittel, die Nachkriegszeit Japans mit der Tabuisierung des kollektiven Traumas Hiroshima, die Studentenproteste und die Wechselwirkungen im zeitgeschichtlichen Kontext mit den Strömungen der Protestfotografie und der Performance-Kunst als weiterem wichtigem Bezugspunkt werden eingehend behandelt.
Im Ganzen umfasst die Schau ca. 200 Objekte, unter anderen von einflussreichen japanischen Fotografen wie Daido Moriyama, Shomei Tomatsu und Nobuyoshi Araki. 35 der Ausstellungsstücke stammen aus der Sammlung der Albertina. (Text: Cem Angeli)
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