SCHIELE UND DIE FOLGEN
Die Albertina Modern zeigt derzeit anhand von einundzwanzig Selbstbildnissen Egon Schieles - in spannender Konfrontation mit zeitgenössischen Positionen - wie sehr die radikale Ästhetik des großen österreichischen Malers auf nachfolgende Generationen gewirkt hat.
Kuratiert von Elisabeth Dutz, werden in der Ausstellung "Schiele und die Folgen" Schiele-Werke aus den eigenen Sammlungen zwölf Künstler/innen des 20. Jahrhunderts gegenübergestellt, wie etwa Arnulf Rainer mit seinen Face-Farces, Maria Lassnig mit ihren Body-Awareness-Bildern oder Jim Dine mit seinen Selbstporträts.
Die damals umstrittenen Selbstbildnisse machen Schieles Identität in seinem Werk mehrdeutig. Schiele war tief in seiner Epoche und ihren kulturellen und moralischen Codes verwurzelt und hat ihr und ihrem Schönheitskult seine eigene "Ästhetik der Hässlichkeit" entgegengestellt.
Die versammelten Positionen in der Schau sind extrem unterschiedlich, humorvoll wie die Erwin Wurms mit seiner "One Minute Sculpture" von sich selbst mit einer Banane im Mund, politisch wie die von Valie Export oder tragisch anmutend wie die Selbstporträts Jim Dines, die seinen Alterungsprozess dokumentieren. Dieser Aspekt fehlt in dem Werk des jung verstorbenen Egon Schiele. Der Bezug zu seiner Kunst als Vorläufer wird dem Besucher in den diversen Arbeiten jedoch eindringlich bewusst.
Die Frage bleibt, ob Schiele schockieren und das damalige Publikum brüskieren wollte oder auf der Suche nach der Enthüllung einer tieferen, universellen Wahrheit war. Wahrscheinlich beides. (Text: Cem Angeli)
Die Ausstellung „Schiele und die Folgen“ in der Albertina Modern läuft noch bis 23. Jänner 2022. Zur Ausstellung gibt es einen gleichnamigen Katalog. (19,90 €)
https://www.albertina.at/Das könnte Sie auch interessieren

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