SEAN SCULLY. Eleuthera im Albertina Museum
In der Pfeilerhalle der Albertina ist nun die figurative Werkserie „Eleuthera“ des Malers Sean Scully zu sehen. Hier kann man den für seine abstrakten geometrischen Arbeiten Scully von einer völlig neuen Seite kennenlernen. Die Serie aus den Jahren 2015-17 ist nach einer Insel auf den Bahamas benannt, besteht aus 23 großformatigen Ölgemälden, sowie aus Pastellen, Zeichnungen und Fotos, die den kleinen Sohn des Künstlers beim Spielen am Strand zeigen.
Mit Fotos aus Eleuthera als Vorlage hat der Künstler das Motiv in seinem Atelier in Manhattan in immer neuen Variationen gemalt. Der 1945 in Dublin geborene Scully ist vor allem für seine rasterförmigen abstrakten Gemälde aus vertikalen und horizontalen Streifen und Blöcken bekannt. Er entwickelte ab den 1960ern seinen unverkennbaren abstrakten Stil, seit den 1970er Jahren gilt er als großer Erneuerer der abstrakten Malerei. Die Werkserie zeigt nun eine Rückkehr zur Gegenständlichkeit, nach figurativen Anfängen und nachfolgenden Jahrzehnten der Abstraktion.
Das Grundmotiv, die Strandszene mit seinem Sohn, bannte er immer wieder mit breiten Pinselstrichen auf großformatigen Platten aus Aluminium, das mitunter auch durchscheint. Große Farbflächen zeigen starkes Rot, Gelb, Grün, Dunkelblau oder Rosa. Kreise, Gräben im Sand, die das Kind am Strand um sich zog, finden sich als Figur in den vielen Gemälden, Die Kinderfigur wird von dem Kreis eingeschlossen, das Gesicht des Buben nur angedeutet oder verdeckt, das Kind wird zur allgemeingültigen Metapher, zum Archetypus des ewigen Kindes.
Die Serie „Eleuthera“ strahlt eine radikale Hinwendung zur Intimität, zur Privatheit aus. Der Künstler, der die US-Staatsbürgerschaft annahm, fährt regelmäßig mit seiner Familie dorthin auf Urlaub. Die spürbare Freude am Vaterglück wird umso mehr vor dem Hintergrund des frühen Unfalltodes seines ersten, damals 19-jährigen Sohnes im Jahr 1983 verständlich. Diese Bilder zeigen seinen 2006 geborenen Sohn Oisin.
Die Bilder sind Scully nach eigenem Bekunden besonders ans Herz gewachsen, daher möchte er sie nicht dem Kunstmarkt preisgeben. Der Albertina hat er allerdings eines der Gemälde geschenkt. Mit der Albertina ist Sean Scully seit langem verbunden, sein gesamtes druckgraphisches Werk hat er ihr vermacht, im Jahr 1999 fand dort die viel beachtete Ausstellung „Sean Scully − Das druckgraphische Werk“ statt. Auch Zeichnungen, Aquarelle, Pastelle, Ölgemälde und Fotografien des Künstlers befinden sich in der Sammlung der ALBERTINA. (Text: Cem Angeli)
Die Ausstellung in der Albertina läuft noch bis 8. September 2019.
https://www.albertina.at/Das könnte Sie auch interessieren

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