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DOWNTOWN DENISE SCOTT BROWN. Legende, Geheimtipp und Ikone

Category: architecture, Exhibition 18. December 2018

“Downtown Denise Scott Brown” ist die erste umfassende Einzelausstellung, die das Architekturzentrum Wien der Architektin und Stadtplanerin Denise Scott Brown widmet.
Kuratiert hat sie selbst, ihr früherer Mitarbeiter Jeremy Tenenbaum sowie Angelika Fitz und Katharina Ritter. Ein von Tenenbaum verfasster Katalog, „Your Guide to Downtown Denise Scott Brown“ führt durch die Ausstellung, die wie eine Piazza mit Brunnen, Geschäften, Auslagen, Café und Marktständen angelegt ist. In den Fassaden und Schaufenstern finden sich Originalobjekte, Collagen, Fotos, Pläne und Videos aus ihrem Leben und Werk. Alle zu lesenden Texte stammen aus dem umfangreichen Werk der Architektin.
Mit ihrem Ehemann Robert Venturi (1925-2018) gründete die 1931 in Zambia geborene Scott Brown in den 1960er Jahren das später vielfach ausgezeichnete Architekturbüro VSBA, das u.a. für den Bau des Sainsbury-Trakts der Londoner National Gallery, des Verwaltungsgebäudes von Toulouse und das Nikko Kirifuri Hotel in Japan verantwortlich war. Ebenso waren sie in den 50 Jahren ihrer Zusammenarbeit für die Gemeinden von Philadelphia, Princeton, Miami Beach und Memphis tätig.
Sie haben mehr als 200 Gebäude geplant, das Erbe Scotts Browns liegt in der Einstellung zur Architektur, die sich am Alltäglichen inspiriert, die einerseits mit Kommerz und Populärkultur spielt und andererseits ästhetische und gesellschaftliche Konflikte vorführt.
Ganz im Gegensatz zur Schlichtheit der Architektur der Moderne führten Scott Brown und Venturi die Begriffe der Komplexität, Diversität, Widersprüchlichkeit und Vieldeutigkeit in die Interpretation der Architekturgeschichte und der zeitgenössischen Architektur ein.
In « Learning from Las Vegas » entwickelten Venturi, Scott Brown (und Ko-Autor Steven Izenour) ein graphisches Beschreibungssystem der Stadt auf Basis von Werbeschildern und Warenzeichen. Das Symbol ist hier das Wesen des Ortes, die Stadt wird mit graphischen Diagrammen dargestellt, als Collage von Fragmenten, die Schriften, Schilder und Leuchtreklamen sind ein wichtiges Verbindungsmittel zwischen Mensch und Architektur. Scott Brown und Venturi zeigten aber auch, wie ambivalent der Beitrag der US- Popkultur und der neuen Kultur der Massenmedien war.
Für Scott Brown leitet sich die Form der Städte und Bauten weniger von der Funktion ab als von den internen sozialen Wechselwirkungen. Wahrend Venturi sich auf die Architektur der Zeichen spezialisierte, argumentierte Scott Brown für eine Stadtplanung der Systeme, um der Komplexität der Stadt gerecht zu werden. Sie war dabei ein früher Pionier für zeitgenössische Stadtplanungskonzepte wie Partizipation, sanfte Stadterneuerung und kollektive Planung.
Die Architekturtheorie von Venturi wurde Ende der 60er Jahre durch die Theorien von Denise Scott Brown ergänzt. Sie brachte ihr Interesse für die Populärkultur ein, die Betonung der Elemente des Gemeinschaftslebens, die Analysen der US-Städte mit ihren komplexen Systemen von Verkehr und Zeichen, und auch die Freude an Alltagsszenerien. Venturi und Scott Brown traten für eine Architektur der Erfahrung ein, die in den 1960ern sehr einflussreich für Stadtplanung und Aktivismus war. Dies unterscheidet sie vom postmodernen Formalismus anderer Autoren der Epoche.
Während der 80er Jahre vertraten sie die postmoderne zyklische Wiederkehr des historischen Symbolismus als Reaktion auf den Funktionalismus der Moderne. Zeit Ihrer langen Karriere wurde die Architektin und Stadtplanerin nicht so bekannt, wie ihr eigentlich zugestanden wäre, wohl auch weil sie gemeinschaftlich arbeitete. Das Werk Scott Browns ist Experten zufolge dem ihres Mannes Robert Venturi ebenbürtig, dennoch wurde nur Venturi 1991 mit dem Pritzker Preis ausgezeichnet. Als Protest nahm sie nicht an der Preiszeremonie teil.
2013 initiierte eine Gruppe Studenten der Uni Harvard eine – letztlich erfolglose – Petition, um den Preis rückwirkend an Denise Scott gehen zu lassen.
Unter den Unterzeichnern war auch Robert Venturi. (Text: Cem Angeli)

Architekturzentrum Wien |
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