HEIDI POPOVIC. Das unspektakuläre Leben
Der kleine Superheld Superrobbie, er hat die Statur einer Playmobilfigur, blickt zusammen mit den anderen kleinen Mitstreitern von einer Tapete, die uns – ganz Kinderzimmerästhetik – in fröhlichen Grundfarben entgegenstrahlt. Umgeben von schnuckeligen Entchen nimmt sich der kleine Superrobbie ein Vorbild an der Wirklichkeit. Er hat eine Pistole in der Hand. Vor ihm niedergestreckt tote Lehrer, ebenfalls in Playmobilstatur. Seine Wirklichkeit trägt den Namen Erfurt.
Christian Pölzler schafft unter dem Markennamen Heidi Popovic Kunst, die auf den ersten Blick zynisch wirken kann, es aber nicht ist. In Posterillusionen des Pop, in dekorativen Mustern Salon gestaltender Tapeten, in Reklamen einer Werbewelt, die uns verspricht, dass alles in bester Ordnung ist, birgt Christian Pölzler Illusionsverlust und tagespolitische Apokalypse. Im Stil erscheinen Erfurt, Enschede, 9.11, fünfzig Jahre Contergan in den Arbeiten des Künstlers wie Antworten auf die Frage "What's new, Pussycat?" Aber Pölzlers Kunstmischung meißelt an gesellschaftlich neurotischen Verniedlichungsformen anders als Woody Allen. Seine bildsprachliche Mischung vom Wahnsinn, der uns normal geworden ist, hat eine in ihrer Deutlichkeit an Thomas Bernhard erinnernde Kraft. Pölzler schafft Pop-Art, die reklamiert. (Text: Wolfgang Haas)
Das könnte Sie auch interessieren

ALFRED SEILAND. Retrospektive im Albertina Museum
3. Juli 2018
JIM DINE. A Serious Man
19. August 2016
GERHARD RÜHM. Sprache als Material
27. September 2016
ALEXANDRE DIOP. Kunst, Spiel und Wut.
24. September 2024
MANFRED HEBENSTREIT. Prozesse und Transformationen
14. Dezember 2014
GERHARD RICHTER. Landschaft
24. Oktober 2020
HERMANN JOSEF PAINITZ. Ästhetik als Reflexion
14. April 2014