HELMUT NEWTON LEGACY. Aus dem Bank Austria Kunstforum
Helmuts Newtons Fotos sind provokant, gewagt, dreist, feminin, sinnlich, sexuell, verführerisch, kraftvoll, glamourös, kontrovers und fetischistisch. Er ist vom Film Noir, Expressionismus, Surrealismus, antiker Mythologie aber auch der Subkultur des Fetischismus und der Ästhetik Leni Riefenstahls inspiriert. Der Schöpfer einiger der ikonischsten Bilder in der Geschichte der Fotografie lässt niemanden gleichgültig - vor allem mit seinen Frauenporträts.
Mit der großen Retrospektive „Helmut Newton Legacy“ feiert das Bank Austria Kunstforum Wien nun den 100. Geburtstag von Helmut Newton (1920-2004). Die Ausstellung entstand in Kooperation mit der Helmut Newton Stiftung Berlin und wurde von Matthias Harder (Helmut Newton Foundation Berlin) und Evelyn Benesch (Bank Austria Kunstforum) kuratiert.
Anhand von ca. 300 Arbeiten gibt es einen umfassenden Überblick über das Schaffen des als Helmut Neustädter in Berlin geborenen Fotografen.
Helmut Newton kaufte seine erste Kamera im Alter von 12 Jahren. Bereits im Alter von 16 Jahren arbeitete er mit der deutschen Fotografin Elsie Neuländer Simon, bekannt als YVA, zusammen.
Newton war der Sohn eines jüdischen Ehepaars, das eine Knopffabrik betrieb. Bis die Nationalsozialisten das Familienunternehmen beschlagnahmten, verbrachte er seine Kindheit inmitten von Luxus und Glamour. Dies beeinflusste offensichtlich seine Einstellung zur Mode. Nach einer kurzen Inhaftierung in einem Konzentrationslager verließ die Familie Deutschland, seine Eltern flohen nach Argentinien, und Helmut Newton reiste mit dem Schiff von Triest nach China. Bei einem Zwischenstopp in Singapur bot sich ihm die Gelegenheit zu bleiben und er nahm einen Job als Fotograf für die Singapore Straits Times an. Nachdem er Singapur verlassen hatte, um nach Australien zu ziehen und fünf Jahre in der australischen Armee gedient hatte, lernte Helmut Newton die Schauspielerin June Brunell kennen, heiratete sie und eröffnete ein Studio in Melbourne, wo er seine Arbeit als Mode-, Theater- und Werbefotograf begann. Sein Ruf als Fotograf wuchs, nachdem er 1956 den Auftrag erhielt, ein Modespecial in einer australischen Beilage der Vogue zu fotografieren. Dies brachte ihm einen Vertrag mit der britischen Vogue ein, die er später verließ, um nach Paris zu ziehen. Er blieb dann bei Modefotografie und wurde zu einem der anerkanntesten Fotografen der Branche, der ständig für die verschiedenen Ausgaben der Vogue tätig war.
Seinen eigenen Stil entwickelte Newton in den 1960er-Jahren in Paris, in dem er seine Modelle in filmisch wirkenden Settings inszenierte und hinter den Bildern liegende Geschichten suggerierte. Diese Ambivalenz war neu in der Welt der Haute Couture jener Zeit. Neben all den Titelseiten, auf denen sie zu sehen waren, wurden Helmut Newtons Arbeiten unter anderem in den wichtigsten Museen und Galerien der Welt ausgestellt.
In den 1980er Jahren wandte Newton sich der Aktfotografie zu. Die porträtierten Frauen und ihr kraftvoll-sinnliches Auftreten war eine Bildsprache, die seinen Fotografien einen kontroversen Charakter verlieh und auch heute noch Fragestellungen zu gesellschaftlich und moralischen Grenzziehungen aufwerfen.
Abseits seiner berühmtesten umstrittenen „Skandalfotos“ entwickelte Newton seine Bildsprache jedoch ständig weiter, wie man als Besucher der Ausstellung anhand von Arbeiten aus den 1990er und frühen 2000er-Jahren nachvollziehen kann.
Die ikonischen Aktfotos werden für das Publikum wohl die bekanntesten Arbeiten der Schau im Bank Austria Kunstforum in Wien sein, es ist aber auch eine interessante Porträtsammlung zu sehen, mit Modellen wie Mick Jagger, Andy Warhol, Charlotte Rampling oder Romy Schneider. (Text: Cem Angeli)
„Helmut Newton Legacy" im Bank Austria Kunstforum Wien, 19. Oktober - 15. Jänner 2023. Der mehrsprachige Ausstellungskatalog "Helmut Newton Legacy", hg. von der Helmut Newton Foundation, Taschen Verlag, 424 Seiten, kostet 80 Euro.
https://www.kunstforumwien.atDas könnte Sie auch interessieren

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