MARINA ABRAMOVIC. Die Kunst, Grenzen zu überschreiten
Kaum eine Künstlerin hat unsere Vorstellung davon, was Kunst sein kann, so grundlegend verändert wie Marina Abramović. Seit über fünf Jahrzehnten macht sie den menschlichen Körper – ihren eigenen Körper – zum Medium und zur Botschaft zugleich. Schmerz, Ausdauer, Verletzlichkeit und Transzendenz werden in ihrem Werk zu einem einzigen, radikalen Erfahrungsraum. Damit hat sie die Performance-Kunst aus dem Randbereich ins Zentrum der bildenden Kunst geführt.
Die neue Retrospektive in der Albertina Modern, kuratiert von Bettina M. Busse, zeigt die ganze Spannweite dieses außergewöhnlichen Werks – von der frühen, präzise gesetzten Selbstgefährdung in Rhythm 10 (1973), in der Abramović mit Messern zwischen ihre Finger sticht, bis zu The Artist Is Present (2010), jener stillen, zutiefst berührenden Performance im Museum of Modern Art in New York, bei der sie über 700 Stunden lang Menschen gegenübersaß.
Im begleitenden Film führt Bettina M. Busse durch die Ausstellung und zeichnet die Entwicklung von Abramović’ Kunst nach – von den frühen physischen Grenzerfahrungen hin zu einer Auseinandersetzung mit Energie, Natur und Vergänglichkeit. Werke wie Rhythm 0 (1974), in dem sich die Künstlerin der Willkür des Publikums aussetzt, Balkan Baroque (1997), ihre intensive Konfrontation mit Krieg, Schuld und Herkunft, oder Nude with Skeleton (2002–05), eine Meditation über Vergänglichkeit und Furchtlosigkeit, zeigen, wie eng in Abramović’ Werk Körper und Geist, Gewalt und Verletzlichkeit miteinander verwoben sind.
Auch ihre Verbindung zu Österreich ist eng: Bereits 1974 zeigte sie in Innsbruck mit Lips of Thomas eine Performance von solcher Intensität, dass das Publikum eingriff, um sie zu retten. Nun widmet die Albertina Modern ihr eine umfassende Retrospektive – eine seltene Gelegenheit, die Tiefe und Vielschichtigkeit ihres Schaffens in einem großen Bogen zu erleben.
Der Film lädt dazu ein, Abramović’ Kunst nicht nur zu betrachten, sondern ihre zentrale Idee zu teilen: dass wahre Transformation Mut verlangt – und dass Kunst selbst eine Passage sein kann.
https://www.albertina.atDas könnte Sie auch interessieren
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