BARBARA MOURA. I sing the body electric
In Anlehnung an Walt Whitmans Gedicht „I Sing the Body Electric“ versucht Barbara Moura in ihren Werken, Körper und Geist, das Physische und das Immaterielle miteinander zu versöhnen. Der Dualismus, der der menschlichen Erfahrung eigen ist, scheint das Herzstück der Arbeit der Künstlerin zu sein. Ihre Malerei nimmt uns mit auf eine Erkundung der psychologischen Tiefen der Seele, verkörpert durch fast lebensgroße (Selbst-)Porträts. Ihre Figuren sind mal verletzlich, mal entschlossen und zeigen, dass eine solche Dualität eine Stärke oder zumindest eine kreative Energie sein kann.
Im Jahr 2023 begann Barbara Moura eine Reihe von Reprisen der „großen Meister“: Caravaggio, Rego, Matisse, Millais, Picasso … Sie interpretiert sie mit einem eigenen Universum neu, das an Signaturobjekten wie dem Band oder an Accessoires, die einer zeitgenössischen Harlequine würdig sind, wie den Pomponstiefeln, erkennbar ist. All diese Elemente bilden eine starke persönliche Symbolik. Indem sie sich auf diese Weise klassische Themen der Kunstgeschichte in Form von Selbstporträts aneignet, betont sie sowohl die Einzigartigkeit ihrer Erfahrungen als auch die universelle Erfahrung von Gefühlen wie Liebe – die Qualen der Leidenschaft, aber auch die Bedeutung von Selbstliebe und Schwesternschaft. Wie in Whitmans Gedicht wird die Sinnlichkeit angenommen und frontal.
Das klar definierte Hell-Dunkel, auf dem sich Figuren und Symbole abzeichnen, liefert uns ohne Umschweife ein sowohl poetisches als auch politisches Thema. Hier trifft der Caravaggismus auf die Commedia dell’arte. Die Leidenschaft der Künstlerin für das Kino (das sie an der Universität studiert hat) zeigt sich in einem ausgeprägten Sinn für Inszenierung.
André Breton soll Frida Kahlos Arbeit als „ein Band um eine Bombe“ beschrieben haben. Diese Beschreibung spiegelt die Vorgehensweise von Barbara Moura wider, deren Sensibilität, die als „weiblich“ bezeichnet werden kann, in Wirklichkeit aber dazu dient, eine engagierte feministische Botschaft zu vermitteln. Die tragikomische Dimension ihrer ambivalenten Figuren ermöglicht es der Künstlerin, eine zweischneidige Weltsicht zu liefern, die wie ein täglicher Kampf um Selbstakzeptanz und geistige Gesundheit im heutigen patriarchalen und individualistischen System wirkt. (Text: Colette Angeli)
Barbara Mouras Ausstellung "I sing the body electric" bei C.A. Contemporary läuft noch bis zum 20. Dezember 2023.
https://www.cacontemporary.com/Das könnte Sie auch interessieren

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