GREGORY CREWDSON. Retrospektive in der Albertina
In Gregory Crewdsons Arbeiten scheinen sich Geheimnisse zu verbergen. Vor sich hinstarrende Personen in verwinkelten Wohnungen, halb geöffnete Türen, nasse Straßen und dunkle Ecken, gepaart mit rätselhaften Vorgängen weisen auf eine Geschichte oder ein Rätsel hin, das unverständlich bleibt und keine Auflösung bietet. Diese Unvollständigkeit löst beim Betrachten Unbehagen und Zweifel, aber auch Neugierde und Spannung aus.
Als "single-frame movies" bezeichnet der Fotograf selbst seine Bilder – Filme in einem einzigen Foto verdichtet. Wie eine Regisseur verwendet auch er Storyboards, seine monatelang geplanten Filmszenerien baut der Künstler in Studios nach, oder er lässt an Schauplätzen ganze Straßenzüge sperren, dabei sind manchmal bis zu hundert Helfer am Set. Seine Modelle jedoch sind keine Schauspieler, sondern eigens gecastete Menschen aus der Umgebung.
In unserem Filmbeitrag sprechen wir mit Gregory Crewdson über seine Fotografie, was ihm wichtig ist und wie er sein Werk, das als Retrospektive in der Albertina zu sehen ist, selbst wahrnimmt. Darüber hinaus haben wir den Direktor der Albertina Fotosammlung Walter Moser gebeten, uns den amerikanischen Fotografen, sein Werk und seine Themen zu verorten und die Co-Kuratorin Astrid Mahler führt uns zu seiner aktuellsten Serie, die in schwarz-weiß von mysteriösen Abgründen hinter idyllischen Kleinstadtfassaden erzählt.
Gregory Crewdson ist heute ein globaler Star der zeitgenössischen Kunst und seine Arbeiten befinden sich weltweit in wichtigen Sammlungen. Seit 1990 wird Crewdson von der Galerie Gagosian vertreten, er unterrichtet Fotografie an der Universität Yale, und seine Arbeiten erzielen Preise im hohen fünfstelligen Dollarbereich. (Text: Cem Angeli)
https://www.albertina.at