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Prinz Eugen von Savoyen - Abwehr und Integration

17. Februar 0000

Es scheint als hätte der militärische Stratege mit Sinn fürs Repräsentative im feinsinnigen Kunstfreund ein inneres Gegenüber gehabt. Marie-Louise von Plessen, Kuratorin, und Ilber Ortayli, Direktor des Topkapi Palast Museums, über Prinz Eugen von Savoyen anlässlich der Ausstellung im Belvedere. Dieser Beitrag konnte mit freundlicher Unterstützung des UNIQA ArtCercles verwirklicht werden.

Eugen, wie der zum Helden stilisierte und zum Zwecke der Identifikation volksnah aufs Vornämliche gekürzte Prinz in Österreich auch gern genannt wird, war ein ausgewiesener Kunstliebhaber und hinterließ eine enorme Sammlung hochkarätiger Bilder, Kupferstiche, Bücher und Handschriften. Seine Kunst hat er sich als Kriegsherr der Habsburger verdient,

nachdem der am französischen Hof aufgewachsene Adelige sich dem französischen König Louis XIV zum Dienst im Heer angeboten hatte und von diesem abgelehnt worden war.

Als Oberstleutnant, Oberst, Generalfeldwachtmeister, Feldmarschallleutnant, Feldmarschall und schließlich Reichsfeldmarschall der Habsburger war er waghalsig und gewillt, das Leben tausender zu opfern. Bei seinen Zeitgenossen stand er spätestens seit der Schlacht von Peterwardein, als er das osmanische Heer des Großwesirs Damad Ali bei Novi Sad vernichtend schlug, im Status eines militärischen Genies und er hatte sich einen Ruf verdient als Gönner, der bereit war seinen enormen Reichtum in die Förderung der Kunst zu investieren. Es scheint als hätte der militärische Stratege mit Sinn fürs Repräsentative im feinsinnigen Kunstfreund ein inneres Gegenüber gehabt.

Zwei der im Untertitel zur Ausstellung genannten Zuschreibungen – „Feldherr“ und „Kunstliebhaber“ – erscheinen unmittelbar evident. Dass er auch „Philosoph“ war, wie es da weiter heißt, bleibt zu prüfen. Als gesichert gilt, dass Prinz Eugen von Savoyen mit wichtigen Intellektuellen seiner Zeit korrespondierte. Sein Interesse an Wissenschaft kann als Vorbote der Aufklärung gelesen werden. Es ging ihm vornehmlich um ein dem Diesseits zugewandtes Wissen. Ein Streben, das auch in seiner Sammeltätigkeit Ausdruck gefunden hat.

Der Philosoph Leibniz, er erwog in Wien eine wissenschaftliche Akademie zu gründen, fand im Prinzen einen wichtigen Unterstützer. Ihm war auch ein Schreiben des Philosophen gewidmet, in dem er die Grundzüge der Monadologie skizzierte. „Principes de la nature et de la grace fondés en raison“, so der Titel der Arbeit, war vom Prinzen hoch geschätzt.

In der kurzen Zeit von 1712 bis zu seinem Tod 1736 hatte der Prinz eine Sammlung von rund 15000 gedruckten Werken, 237 kostbaren Manuskripten, 290 Bänden mit Radierungen und 250 Kassetten mit Portraits zusammengetragen. Von speziellem Interesse waren Schriften über die Naturgeschichte und Geographie. Während seine Schriftensammlung „Bibliotheca Eugeniana“, Drucke und Zeichnungen von seiner Erbin Prinzessin Victoria von Savoyen-Carignan bereits 1737 an Kaiser Karl VI verkauft wurden, erwarb Karl Emanuel III von Sardinien den größeren Teil seiner Kunstsammlung.

Eine spektakuläre Besonderheit der Schau im Belvedere stellen neben zahlreichen anderen Kunstwerken und Schriften aus seiner Sammlung fünfzehn Gemälde dar, die erstmals seit dem Tod des Prinzen wieder in Wien zu sehen sind. Darüber hinaus gibt es Büsten, Rüstungen, Säbel und Waffen, Zelte und andere Gegenstände zu sehen, die die Zeit und das Leben und Werk des Prinzen illustrieren. Von Interesse in der Ausstellung und im dazugehörigen Katalog sind auch Aspekte des kulturellen Austauschs mit den Osmanen, der trotz der Feindschaft zwischen Osmanen und Habsburgern, statt fand. So kam es in Europa zu Modeerscheinungen „alla turca“ nicht erst mit Mozarts Klaviersonate Nr. 11 und finden sich vom Barock inspirierte Architekturen im Osmanischen Reich. Die Ausstellung im Unteren Belvedere und in der Orangerie fokussiert strikt auf den Prinzen und seine Zeit. Platz für Referenzen ins Heute und einen zeitgenössischen Blick auf das Thema des kulturellen Austauschs mit der Türkei sowie die Bearbeitung gemeinsamer Geschichte bietet die parallel zur Ausstellung „Prinz Eugen – Feldherr, Philosoph und Kunstfreund“ eröffnete Schau „tanzimat“ im Augarten Contemporary – eine Expositur des Hauses. (ca/wh)



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