CASPAR DAVID FRIEDRICH. Die Lebensstufen
Caspar David Friedrichs Großformat "Die Lebensstufen" kann als eines der wichtigsten Alterswerke des Künstlers betrachtet werden, so ziert dieses Bild auch den Umschlag des Ausstellungskatalogs zur Ausstellung "Welten der Romantik" im Albertina Museum in Wien.
Die Lebenswege der Menschen sind durch am Meer bewegte Schiffe dargestellt, sie nähern sich dem Hafen, wenn der Weg vollendet ist. Friedrichs Bilder artikulieren den Verlust der menschlichen Zentralität im künstlerischen Diskurs des 19. Jahrhunderts. Die Landschaft ist nicht mehr bloßer Hintergrund, und der darin dargestellte Mensch wendet dem Betrachter den Rücken zu. Diese Verdrängung begünstigt die enteignende Wendung der anthropozentrischen Auflösung: der Mensch verliert seine Eigenschaft als Mittelpunkt und wird zum Beobachter, seine Präsenz wird zur Spur einer verlorenen Autorität.
In der Naturerfahrung der deutschen Kultur, einem mystischen und sehr persönlichen Erleben, fand der Maler die Weise, um eine der romantischen Fragestellungen schlechthin zu perfektionieren: Die Verschmelzung des Inneren und des Äußeren, die Vision einer Landschaft als suggestives Widerspiegeln der Seele. Er minimiert die Präsenz des Menschen, etwas das bereits in der fernöstlichen Landschaftsmalerei präsent war, und führt in unserem kulturhistorischen Kontext eine neue Einstellung ein, deren Nachwirkungen bis heute in Konzeptkunst und Land Art spürbar sind.
Im Film bespricht Christof Metzger, Chefkurator im Albertina Museum in Wien, "Die Lebensstufen", jenes wichtigste Alterswerk des romantischen Malers Caspar David Friedrich anlässlich der Ausstellung "Die Welten der Romantik". (Text: Cem Angeli)
https://www.albertina.at/Das könnte Sie auch interessieren

MY GENERATION. Die Sammlung Jablonka
15. Oktober 2020
JOHANNES HEUER. Malbedarf
9. März 2022
MANFRED WILLMANN. Die Welt ist schön
25. Februar 2019
THE DIRECTOR'S CHOICE. Fotografie aus dem Albertina Museum
14. März 2018
ALF POIER. Die Sardinen müssen tanzen
3. Oktober 2018
ROBERT MOTHERWELL. Pure Painting
1. November 2023
LEE MILLER. Zwischen Poesie und Schrecken
18. Juli 2015