CHRISTIAN NICCOLI. Einsamkeit ist die Gemeinsamkeit, die uns trennt
Die Arbeiten des italienischen Künstlers Christian Niccoli spüren der sozialen Befindlichkeit urbaner Menschen unserer Zeit nach. Die Rede ist von einer landflüchtigen Generation junger Erwachsener, die aufs Einzelkämpfertum trainiert durchs Leben ziehen, stets bereit das Beste zu geben, für sich selbst verantwortlich und insgeheim von der Frage bedrückt, wer sie auffängt, wenn einmal etwas nicht mehr funktioniert.
Was diesen Einzelnen gemeinsam ist, ist zugleich auch, was sie trennt. Ihr auf Flexibilität und Offenhalten trainiertes Dasein, ihre Vereinzelung, die sie, auch wenn sie sie mit anderen teilen, nicht zusammenführt, nur miteinander vergleichbar und gegeneinander ausspielbar macht.
In seinen Fotografien und Videoarbeiten arbeitet Christian Niccoli dokumentierend, aber nicht dokumentarisch. Er greift Ungereimtheiten auf und hebt in unsere Lebensweise eingebettetes, verborgen gehaltenes Spannungspotential hervor. Gemeinsames wird in seinen Arbeiten stets als Individuelles, von konkreten Individuen Wahrgenommenes, sichtbar gemacht – selbst dort, wo es sich nur um soziologisch auszumachende Verbindlichkeiten handelt. Der Druck, strukturell bedingte, von vielen geteilte Lebensbedingungen individuell abarbeiten und damit leben zu müssen, erzeugt Spannung, im richtigen Leben, wie in seiner Kunst.
Christian Niccoli, aufgewachsen im Badia Tal und ausgebildet in Wien, Mailand und Florenz, lebt und arbeitet in Deutschlands Hauptstadt Berlin. (Text: Wolfgang Haas)
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