RITA NOWAK. Tableaux vivants
Die Inszenierung von Bildern durch lebende Personen hat Tradition. Man fand sie bereits in den Triumph- und Prozessionszügen der Antike und sie kehren wieder in katholischen Prozessionen sowie Festumzügen der Renaissance und des Barock. Ein weiteres Mal tritt die Kunst der zur Bewegungslosigkeit erstarrten Szenerie Ende des 18. Jahrhunderts aufs Parkett. Ausgehend von Frankreich und fortan Tableaux Vivants genannt, finden die Verkörperungen historischer Gemälde und Skulpturen Eingang in die Unterhaltungskultur bürgerlicher Salons und in das Darstellungsrepertoir der Theater- und Revuewelt des 19. Jahrhunderts.
Mit ihren fotografisch festgehaltenen Szenerien steht die in Wien und London lebende Künstlerin Rita Nowak in der Tradition der Verkörperung lebendiger Bilder. Ausgehend von historischen Gemäldevorlagen werden mithilfe befreundeter Künstlerinnen und Künstler lebendige Bilder komponiert, die ihren Vorbildern eine zeitgemäße Sprache verleihen. Nicht um Nachbildung geht es dabei, erforscht werden die Möglichkeiten der Übertragung. So entstehen Bilder der Vergegenwärtigung des Vergangenen im Jetzt und des Aktuellen in der Bildsprache vergangener Jahrhunderte.
Begonnen hat Rita Nowak ihre künstlerischen Arbeiten mit Portraits von Statuen und Selbstportraits. Die Fähigkeit der Portraitierung, der Bildnisschaffung des Menschen, findet sich in ihren Tableaux Vivants Arbeiten wieder. Die Posen des Körpers und der Raum der Szenerie ihrer Tableaux sind deshalb nicht nur Interpretationen der klassischen Vorlagen. Es handelt sich zugleich um Persönlichkeitsbilder, in denen der Raum, das Licht, die Gegenstände mit der verkörpernden Person verfließen und Selbstvergegenwärtigung nicht nur in historischem, sondern auch individuell-persönlichem Sinn stattfindet. (Text: Wolfgang Haas)
Das könnte Sie auch interessieren

CHRISTIAN DOPPLER. Die Menschheit erfreuen und dieser zum Nutzen
29. März 2017
EIN WEGWEISER DURCH ZEITGENÖSSISCHE ABSTRAKTE MALEREI. Martha Jungwirth, abstrakte Figur und Natur
15. November 2017
MONET BIS PICASSO. Die Sammlung Batliner im Albertina Museum
15. Jänner 2015
BIRGIT JÜRGENSSEN. „Ach, Fräulein Jürgenssen...“
20. Dezember 2010
GEORGIA O'KEEFFE. Eine Retrospektive im Bank Austria Kunstforum in Wien
10. Jänner 2017
LYONEL FEININGER UND ALFRED KUBIN. Eine Künstlerfreundschaft
16. September 2015
ALBERTINA TOURS & TALKS. Xenia Hausner im Gespräch mit Albertina Kuratorin Elsy Lahner
15. Juni 2021