EDUARD ANGELI. Stille
In einer großen Retrospektive im Albertina Museum in Wien ist die Kunst Eduard Angelis zu sehen. Seine Arbeiten weigern sich definiert zu werden, sich definieren zu lassen. Seine Arbeiten strukturieren sich durch entweder komplementäre oder gegensätzliche Konzepte. Die Gegensätze sind Absenz und Präsenz, Verschwinden und Erscheinen, das Immaterielle und das Materielle, das Unsichtbare und die Sichtbarkeit, die Aktion und die Kontemplation. Radikal gesagt, betrachten wir seine Arbeiten, so sehen wir das visuelle Phänomen selbst.
Das Licht als Grundelement der Vision und Metapher einer Erkenntnis, die sie transzendiert, ist die Hauptachse vieler seiner oft hermetisch anmutenden Werke. Durch die Schatten, immaterielle Spuren des Körperlichen, führt er uns neuerlich zu der Essenz des Ausgangspunktes der Malerei.
Er erschafft einen Raum der Intimität, eine unmittelbare Erfahrung. Die großformatigen Bilder ziehen uns in ihr Inneres, der Betrachter ist drinnen, zusammen mit dem Maler. Um das Bild zu erleben, muss man in das Panorama eintreten, das sich vor einem entfaltet. Er interpretiert die Landschaft in überhöhter Weise, im romantischen Sinne des Wortes.
Es zeichnen sich künstliche Horizonte ab, Landschaften, die verwirren, uns in Trugbildern wiegen. Denn seine Wirklichkeit scheint nicht genau die zu sein die wir sehen, ist das wahre Leben anderswo?
Angeli erforscht die Wahrnehmung, er malt die Welt, als ob sie eine Art Theater-Szenerie wäre, die man dank einer malerischen Vorrichtung entdecken oder wiederentdecken kann. "Der Mensch" heißt es schon bei José Ortega y Gasset "hat keine Natur, er hat Geschichte."
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