EDVARD MUNCH. Liebe, Tod und Einsamkeit
12 Jahre nach der letzten Munch-Ausstellung widmet sich nun das Museum Albertina in Wien vor allem dem druckgraphischen Werk Munchs. Zu sehen sind Lithographien, Radierungen und Holzschnitte, darunter weitere Ikonen wie "Der Kuss", "Madonna" und "Melancholie".
Kuratiert von Dieter Buchhart sind in zehn Sälen der Propter Homines Halle über 100 druckgrafische Werke, Leihgaben eines anonym gebliebenen privaten Sammlers, ausgestellt, die die immense Experimentierfreudigkeit des norwegischen Künstlers belegen. Auf leuchtend grünem und blauem Hintergrund kommen die Farben der gerahmten Drucke besonders gut zur Geltung.
In diesem Rundgang entdeckt der Betrachter, daß Munchs Werk durch seinen Drang, dieselben Themen immer wieder durchzuarbeiten, beherrscht war: Die Angst und die menschlichen Beziehungen. Die unermüdliche Suche nach dem Widerhall eines Ursprungsgefühls, dieses Eindrucks, brachte ihn dazu, immer neue Versionen eines einzelnen Werkes zu erstellen. Ihm erschöpfte sich ein Thema, ein Motiv nicht in einer einzelnen Arbeit, und so verwandelte er die Wiederholung zum ästhetischen Prinzip. Er schuf ein Bild auf Basis des vorigen, jeder neue Versuch enthüllte etwas mehr: ein verändertes Motiv oder ein neues Element, das die Arbeit seinem ursprünglichen inneren Bild weiter annähert. So entwickelte er seine Sujets teils über viele Jahre hinweg. „Ich male nicht was ich sehe, sondern was ich sah“, sagte der Künstler. Seine Bilder beruhten auf der Erinnerung, und die Wiederbelebung dieser Erinnerung an sein höchstpersönliches Erleben stand am Ursprung seines Schaffens. Auch seine Selbstbildnisse ziehen sich durch die gesamte lange Karriere hindurch.
Der Schlüssel zu Munchs Ausdruckskraft erklärt uns Albertina Direktor Klaus Albrecht Schröder im Ausstellungsporträt liegt in seiner Beziehung zur Zeitlichkeit, in der Rekonstruktion. Seine jeweils gegenwärtigen Gefühle waren Gefühle, die bereits vergangen waren, die Motive, die seine Bilder inspirierten, stammten aus einer andern Zeit und sind zugleich emotionale Verbildlichungen unseres modernen Daseins. (Text: Cem Angeli)
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