GÖTZ BURY. Illusions
Kunst kann Medienkritik sein und Medienkritik kann Spaß machen, das jedenfalls lehrt die Kunst des Traumfabrikanten Götz Bury. In seiner Traumfabrik produziert der Künstler Prototypisches aus den Bilderlandschaften der Medienwelten nach. Vom Truthahn servierenden Präsidenten im Kampfanzug über die Protagonisten der Achse des Bösen - mit und ohne Kalaschnikow. Vom Urlaub unter Palmen bis zur Dokumentation des Lebens im Neandertal oder sonst wo auf der Welt.
Die Requisiten medialer Wirklichkeitsstereotypie entstehen in der Werkstatt des Künstlers aus Blech, Pappe und Holz und werden von den Besuchern der Traumfabrik unter hohem gestischen und mimischen Eigeneinsatz reinszeniert. Erlebbar werden dadurch die Kompositionen der Wirklichkeitsbilder ebenso wie die Skurrilität der Übertreibung, der sich die einfache Entzifferbarkeit der medial dargebotenen Realität verdankt.
Was Anspruch auf Wirklichkeit oder gar Geschichte haben will muss mediengerecht ins Bild gerückt, d. h. grotesk überzogen werden. So wie uns Radiomoderatoren durch Anstieg der Stimme, beschleunigtes Sprechtempo und übermäßige Klangmelodie professionell simulieren, dass die Laune gut ist, wird Freude über den Bildschirm erst dann leicht fassbar, wenn in einem Ausmaß gesichtsverzerrend gelächelt wird, das bereits schmerzt.
Wer in der Traumfabrik zu Besuch war erhält vom Künstler ein Foto seiner Selbstinszenierung mit auf den Heimweg und ein Stück Gewissheit, dass Realität ein surrealer Traum ist und wer sich da Illusionen macht, naiv. (Text: Wolfgang Haas)
Das könnte Sie auch interessieren

ROBERTO MATTA. Eine Retrospektive aus dem Bank Austria Kunstforum Wien
6. März 2024
ASSEMBLE. Wie wir bauen, im Architekturzentrum Wien
12. Juni 2017
RAPHAEL RENAUD. Tumult und Stille
27. April 2020
SUBURBIA. Über das kulturelle und räumliche Erbe des Einfamilienhauses
24. März 2025
URBANE OASEN. Bananen aus Graz
5. April 2017
LEE MILLER. Zwischen Poesie und Schrecken
18. Juli 2015
RAINER PROHASKA. Drawing an Orange Line
1. Juli 2015