MARIA LASSNIG. Zwiegespräche
Unter dem Titel "Zwiegespräche" zeigt das Albertina Museum 80 Aquarelle und Zeichnungen der 2014 verstorbenen großen österreichischen Künstlerin. Kuratiert von Antonia Hoerschelmann, sind in dieser ersten posthumen Retrospektive ihrer Grafik zum Teil noch nie gezeigte Blätter zu sehen.
Etwa die Hälfte der ausgestellten Werke kommt aus der Sammlung der Albertina, der Rest aus der Lassnig-Stiftung. Neben der Stiftung hat die Albertina den größten Bestand an Lassnig-Zeichnungen, dank einer Schenkung der Künstlerin im Umfang von 30 Arbeiten. Vor kurzem wurden mittels Fundraising weitere sechs Zeichnungen für das Museum erworben, darunter « Fettes Selbstporträt » sowie « Vati und Ich ».
Chronologisch geordnet anhand von Lebensstationen in Paris, New York und Berlin folgt die Schau den Entwicklungen in Lassnings Werk. Es sind berührende Einblicke in tiefe Gefühlswelten, im Zentrum steht ihre Selbstwahrnehmung. Sie ist vielschichtig und trotz aller Tragik auch humorvoll, es dreht es sich in den Bildern vor allem um sie selbst, um ihre Gefühle und ihren Körper, ihre, wie sie es nannte, „Körperwahrnehmung“. Dieses sehr persönliches Konzept der « Body Awareness » erschließt sich dem Betrachter durch ihre unverwechselbare Bildsprache, das Nachspüren dieser Selbstwahrnehmung ihrer Körperlichkeit bildet den Mittelpunkt ihrer Body-Awareness-Arbeiten.
Zeichnung und Aquarell waren wichtige Elemente, in Lassnigs Oeuvre hat die Grafik einen eigenständigen Platz. Ihre Grafik hat trotz allem Grotesken nichts Goya- oder Bacon-haftes Dunkles, Bedrohliches, sie ist im Gegenteil hell und pastellfarben, ihre Porträts können lebensbejahend sein und doch gleichzeitig satirisch und brutal, sie zeigt sich selbst mit direktem und herausforderndem Blick zum Betrachter. In einem ständigen Dialog mit ihrem Körper brachte sie ihre Selbstempfindungen, so wie sich selbst spürte, zu Papier, ließ sie zum Bild werden und stellte so Verbindungen zur Außenwelt her. Ihre Gedanken und Seelenqualen, ihre Verletzungen, Enttäuschungen und Ängste, ihre Hoffnungen und auch Trauer scheint sie durch diese bildlichen Konfrontationen geordnet zu haben. Manche der Arbeiten offenbaren biografische Bezüge - etwa das Aquarell "Das letzte Bild meiner Mutter". Sie, die sich selbst ein « Muttikind » nannte, trauerte sehr über den Tod der geliebten Mutter, der sie in eine profunde Krise stürzte.
In einem Jahr wird die Ausstellung "Zwiegespräche" im Kunstmuseum Basel ausgestellt, bis 27. August ist sie in Wien zu sehen. Zum 100. Geburtstag Lassnigs in zwei Jahren gibt es dann eine grosse Ausstellung über das Gesamtwerk, die zunächst im Stedelijk Museum Amsterdam, und danach in der Albertina zu sehen sein wird. (Text: Cem Angeli)
https://www.albertina.at/Das könnte Sie auch interessieren

BODY.ACTION - Werke der Bank Austria Kunstsammlung
28. Februar 2012
ABSTRACT PAINTING NOW. Kunsthalle Krems
4. Juli 2017
ROBERT LONGO. Ungesehene Welten, Ungeahnte Wahrheiten. Ein Interview mit dem Künstler im Albertina Museum.
25. September 2024
ROBERT PAN. Schichtarbeiten
24. Juli 2013
ALBERTINA TOURS & TALKS. Albertina Direktor Klaus Albrecht Schröder im Gespräch mit Sammler Prof. Karlheinz Essl
12. März 2021
LEE MILLER. Zwischen Poesie und Schrecken
18. Juli 2015
ALBERTINAmodern. Die Kunst der Vergoldung
2. November 2019