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MICHAEL KIENZER. Zwischen Dingen und Materialien

Kategorie: Porträt 12. August 2009

Der Blick ist ein pragmatisch-ironischer, das Kunstwerk bar jeder Narrativität. Ein Portrait des Künstlers Michael Kienzer.

Ein rasterartiges Strebewerk aus mehreren vertikalen und horizontalen Aluminiumstangen steht im Raum, wird zusammen- und aufrechtgehalten mittels eines chaotischen Geflechts schwarzer Gummibänder ohne sichtbarem Anfang und Ende. Die Skulptur vermittelt eine prekäre Stabilität, die auf dem Wirken von Schwerkraft, Zug, Druck, Reibung beruht. Das Spürbarmachen von Kräften, die ein Werk konstituieren, ist ein zentrales Anliegen des Künstler Michael Kienzer.

Mit Mitteln der Verschnürung, Verknotung und raumgreifender Verspannung schafft er Verbindungen, Bezüge, Anschlüsse zwischen Dingen und Materialien und legt damit offen, dass es nicht die Elemente selber, sondern die wechselseitigen Beziehungen der Elemente sind, die Art, wie sich ihr Dazwischen gestaltet, die den Charakter eines Werkes ausmachen.

Kienzer absolvierte die Kunstgewerbeschule in Graz und die Hochschule für Angewandte Kunst, wo er bei Bruno Gironcoli Bildhauerei studierte. Für seine Arbeit, die mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde, darunter mit dem Monsignore Otto Mauer Preis, nutzt er unterschiedlichste Medien; in Objekten, Installationen und Zeichnungen nähert er sich in verschiedenen Ansätzen den Themen Raum, Zeit, Fläche, Verdichtung, Materialität, Abbild und Original an. Seine skulpturalen Interventionen sind zumeist ortsbezogen, arbeiten mit den Mitteln des gegebenen Raums. Auf lapidare Weise machen so etwa zwei quer durch einen Raum verspannte, nur durch sich selbst und die Wände gestützte Aluminiumplatten auf das Wirken physikalischer Kräfte aufmerksam, verschieben diese und verändern so die Sicht des Betrachters auf zunächst unverrückbar erscheinende Strukturen.

Einige Arbeiten Kienzers, vor allem jenen, die im öffentlichen und halböffentlichen Raum angesiedelt sind, laden den Betrachter zum Partizipieren ein. Als kommunikatives Kunstwerk bezeichnet der Künstler den aus 30 Türen gebildeten Raum, der im Wiener MUMOK im Rahmen der Skulpturenreihe „Out Site“ zu sehen und – als wesentlicher Aspekt – zu begehen war: Gelangen konnte man hier in einen Schwellen-, einen Zwischenraum. Für seine aktuelle Installation „hanging around“ im Bruno Kreisky Park hat der Künstler Hängematten zwischen Bäumen verspannt, die das Dazwischen akzentuieren und benutzbar, erfahrbar machen. Auch hier bildet das Spannen und Verknotung das Prinzip der Konstruktion und Darstellung.

Ihren stärksten Ausdruck findet diese Figur in Skulpturen, bei denen Drähte, Rohre, Seile oder Gummibänder zu unentwirrbare Knäuel verflochten werden, Einheiten verschiedener Materialität bilden. Das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Materialen lenkt das Augenmerk auf deren Eigenschaften – das Glatte, Raue, Dehnbare, Steife – und darauf, wie diese Eigenschaften aufeinander wirken. Das Material selbst ist ein wichtiges Thema bei Michael Kienzer. Meist werden Halbfabrikate wie Drähte, Glas- und Aluminiumplatten, Stangen, Seile, Gummibänder eingesetzt, aber auch Alltagsgegenstände wie Klebebänder, Blechdosen, Glasflaschen, Radiergummis, diese jedoch nicht im Sinne von Readymade.
Das Material, die Gegenstände wirken oder sind neu, unbehandelt, tragen keine Spuren, haben keine Geschichte und stellen in ihrer jeweiligen Funktion im Kunstwerk eine pure Präsenz dar.

Ihre Komposition wirft die Frage nach ihren Beschaffenheits- und Kräfteverhältnissen auf: Wenn Rollen von Klebebändern zu einer scheinbar tragenden Säule aufeinandergetürmt, Telefonzellen aufeinander gestellt werden, ein Farbdosenstapel eine tragende Alustrebe einer Installation ersetzt oder ein Klebeband einen Heliumballon in der Luft fixiert, wird eine Ordnung der Dinge und der Kräfte überprüft. Der Blick ist ein pragmatisch-ironischer, das Kunstwerk bar jeder Narrativität. „Was ist Kunst?“ fragt die Schriftstellerin Dubravka Ugresic in ihrem Roman „Das Museum der bedingungslosen Kapitulation“ einen Freund. „Eine Tätigkeit, die mit der Überwindung von Schwerkraft zu tun hat, aber nicht mit dem Fliegen.“ (Text: Sara Heigl)



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